Edelkastanien: Anbau & Pflege
Erfahren Sie auf dieser Seite wie die Vermehrung von Edelkastanien durchgeführt wird, welche Standortansprüche dieser wertvolle Baum hat und wie Sie den Boden für eine erfolgreiche Pflanzung vorbereiten können. Dabei sind auch der Pflanzabstand und die Pflege - vor allem in den jungen Jahren - besonders wichtig, um möglichen Krankheiten bestmöglich entgegen zu wirken.
Kauf, Anbau und Pflege von Kastanienbäumen
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Bei uns finden Sie einige Kontakte für den Kauf von Edelkastanienbäumen, Früchte (Esskastanien, Maroni) für den Eigenverbrauch und für die Weiterverarbeitung. Unser Netzwerk erstreckt sich vor allem von der Steirermark bis ins Burgenland, sowie in ganz Österreich. Des Weiteren pflegen wir Kastanien-Freundschaften in anderen europäischen Ländern und Anbaugebieten, wie z.B. Italien und Frankreich. Für spezielle Anfragen, Informationen und wertvolle Tipps & Tricks sind wir gerne telefonisch erreichbar.
Vermehrung
Da die europäische Kastanie (Castanea sativa) durch Aussaat nicht sortenrecht vermehrt werden kann, werden die Sämlinge (Samen) nur als Unterlage oder als Forstpflanzen verwendet.
Vegetative Vermehrung
Die vegetative Vermehrung der Esskastanie findet z.B. über Stecklinge, Anhäufeln oder Ableger statt.
- Stecklinge: Für diese Art der Vermehrung ist ein Glashaus notwendig. Das Abhärten und Auspflanzen im Freien kann zu Problemen führen.
- Anhäufeln: Hier kommt es zum Zurückschneiden der Mutterpflanze. Die jungen Trieben an der Basis werden mittels Kupferdrähten angebunden und mit Erde bedeckt. Im Winter werden sie zurückgeschnitten und im darauffolgenden Herbst haben sie sich bewurzelt.
- Ableger: Einjährige Triebe der Mutterpflanze werden flach in Rillen gelegt, wie beim Anhäufeln behandelt und haben nach 2 Jahren Wurzeln gebildet.
- In vitro: Bei dieser relativ neuen Methode wird das Teilungsgewebe (Meristem) aus den Knospen verwendet und in einer Nährlösung zum Wachsen gebracht.
Heteorvegetative Vermehrung
Bei dieser Art der Vermehrung wird eine Unterlage verwendet. Durch eine Veredelung können auch mehrere Sorten auf einer Unterlage kombiniert werden. Möglichkeiten der heterovegetativen Vermehrung sind die Okulation, Kopulation, Geißfußveredelung, Röhrln oder eine Holzspanveredelung.
Standortansprüche
Die Edelkastanie bevorzugt Gebiete mit heißem bis gemäßigtem Klima. Der Baum ist sehr frostgefährdet, was die Ausbreitung nördlich der Alpen beschränkt. Kastanienbäume haben weit verzweigte, tief reichende Wurzeln und die Standortansprüche sind hoch.
Die Jahresniederschlagsmenge sollte mehr als 600 mm betragen, die Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 8 und 15 °C liegen.
Boden
In Bezug auf die Bodenverhältnisse ist diese Kultur äußerst anspruchsvoll. Der pH-Wert sollte dabei im Idealfall zwischen 5,5 und 6,0 liegen. Ebenso empfindlich reagieren Bäume auf Böden mit hohem Lehm- und Tonanteil. Diese können Regenwasser nur schwer ableiten und die jungen Baumwurzeln „ersticken“ regelrecht nach längeren Regenperioden. Die Edelkastanie liebt tiefgründige und fruchtbare Böden und vertägt keine Staunässe. Frische bis mäßig-trockene, saure, nährstoffreiche und tiefgründige Böden sind für den Anbauerfolg eine wichtige Voraussetzung.
Licht und Krone
Auf Standorten, die den hohen Wärembedarf der Kastanie entsprechen, kann der Waldbaum auch Überschattung vertragen. Je ungünstiger die Bedingungen sind, umso höher ist das Lichtbedürfnis. Edelkastanien bilden große, ausladende Kronen und eignen sich auch wegen ihrer Raschwüchsigkeit gut als Einzel- oder Alleebaum in Ortschaften, Parks oder an markanten Punkten in der Landschaft.
Bodenvorbereitung
Um eine gute Durchwurzelung des Bodens zu erreichen, ist es vor der Pflanzung wichtig, durch gezielte Maßnahmen den Boden aufzubereiten. In Steilhängen, wo keine Bodenbearbeitung möglich ist, sollten die Pflanzlöcher etwas weiter ausgehoben werden, um den Wurzeln ein aufgelockertes Bodengefüge zu bieten. Bei Ackerflächen mit guten Bodenstrukturen kann eine ganzflächige Bodenbearbeitung entfallen. Hier ist es meistens ausreichend vor der Pflanzung die Baumstreifen aufzufräsen. Starke Bodenverdichtungen in tieferen Schichten können mittels Tiefenlockerung vermindert werden. Befinden sich nasse Stellen auf dem Feldstück, ist aufgrund der hohen Empfindlichkeit der Bäume eine Entwässerung (Drainage) absolut notwendig.
Nährstoffe
Eine Bodenuntersuchung gibt Auskunft über die Gehalte der wichtigsten Nährstoffe und wird vor allem bei Plantagen dringend empfohlen. Aufdüngungsmaßnahmen sollten im Herbst vor der Pflanzung ganzflächig durchgeführt werden.
Pflanzabstände & Pflanzung
Bei optimalem Pflanzabstand wird die ganze Krone optimal belichtet. Bei zu engen Pflanzungen tragen die Bäume meist nur im oberen Kronenteil. Grundsätzlich trägt die Edelkastanie nur in jenen Teilen der Krone Früchte, welche direkt von der Sonne bestrahlt werden. Um regelmäßig gute Erträge zu erzielen, ist es daher wichtig, die Bäume so weit auseinander zu setzen, dass eine optimale Besonnung auf möglichst viele Jahre hinaus gewährleistet ist. Auf der anderen Seite sollten die Distanzen zwischen den Bäumen nicht zu weit sein, da sonst die Fläche nicht optimal ausgenutzt wird.
Bei der Bestimmung des Pflanzabstandes vor der Auspflanzung muss man verschiedene Faktoren berücksichtigen:
- Wuchsstärke der Sorte und der Unterlage
- Tiefgründigkeit des Bodens
- Bodenart und Bodentyp
- Humusgehalt
- Nährstoffversorgung
- Hangrichtung (Besonnungsintensität)
Pflanztermin
Die Pflanzung, welche aufgrund der Frostempfindlichkeit der Kastanienjungbäume nicht im Herbst, sondern im Frühjahr durchzuführen ist, erfolgt gleich nach dem Auftauen des Bodens.
Pflege
Der Kastanienbaum benötigt für Wachstum und Ernährung neben Licht und Wärme eine Reihe von verschiedenen Nährstoffen und Pflegemaßnahmen.
Düngung
Vor allem in der Jugendphase ist eine ausreichende Versorgung mit Stickstoff wichtig. Eine Bodenuntersuchung gibt Auskunft über die Gehalte der wichtigsten Hauptnährstoffe (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalzium) und Spurenelemente (Bor evtl. auch Eisen, Zink, Molybdän und Mangan). Aber Achtung! Zu große Düngegaben können sehr rasch auch zu Überschussreaktionen der Bäume führen.
Schnitt
Diese Baumpflegemaßnahme ist in den nördlichen Anbaugebieten eher nicht üblich. Vor großen Schnittmaßnahmen während der Vegetationsperiode vom Frühjahr bis Herbst aufgrund von Krankheiten generell Abstand zu nehmen. Vor allem in den ersten Standjahren können aber korrigierende Schnittmaßnahmen für die Kronenentwicklung durchaus sinnvoll sein.
Pflanzenschutz
Gefährdet ist die Edelkastanie in Waldbeständen vor allem durch den Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica), die Tintenkrankheit (Phytophtora cambivora), sowie durch bedeutende Schädlinge wie Gallwespe, Kastanienbohrer und Kastanienwickler.
Rindenkrebs
Die Krankheit wurde durch den Import von asiatischen Edelkastanien in die USA und nach Europa eingeschleppt. Die Pilzsporen des C. parasitica dringen über kleine Verletzungen an der Rinde unter das Rindengewebe ein und breiten sich dort in Form eines Mycels weiter aus. Häufig sind in der Baumkrone
(nicht selten in Astgabelungen) diese Befallsstellen zu finden, welche zum Absterben dieser Äste führen. Befindet sich die Befallsstelle gar an der Stammbasis, stirbt der Baum rasch ab. Leider gibt es derzeit in Österreich kein zugelassenes Produkt zur Bekämpfung.
Gallwespe
Des Weiteren stellt die Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) einen besonders gefährlichen Schädling für die Edelkastanie dar. Die Folgen eines Befalls sind ein vermindeter Fruchtertrag, reduziertes Wachstum bis hin zum Absterben der Pflanze.
Kriterien der Sortenbeschreibung und Züchtungsziele
Wuchsstärke
Die Kastanie ist in der Jugend relativ raschwüchsig und konkurrenzstark. Trieblängen von mehr als 1m werden leicht erreicht. Da die Kastanien nicht vom Baum gepflückt werden, sind kleinkronige Baumformen ein Nachteil, weil bei entsprechender Fruchtbarkeit starkwüchsige Sorten mehr Ertrag bringen. Besonders starkwüchsig ist die Sorte Ecker 2.
Frosthärte
Hängt stark vom Reifezustand des Holzes ab. Trotzdem gibt es sortenbedingt große Unterschiede. Die Sorte Castanea mollissima ist frosthärter, da sie aus dem nördlichen China stammt.
Selbstfruchtbarkeit
Um selbstfruchtbar zu sein, muss eine Sorte 2 Voraussetzungen erfüllen. Erstens: Die männlichen Blüten (Kätzchen) müssen fertil sein (fruchtbaren Pollen liefern) und zweitens: Der Zeitpunkt von weiblicher und männlicher Blüte, die je nach Witterung bis zu zwei Wochen dauern kann, muss sich zumindest für einige Tage überschneiden.
Reifezeit
Gezüchtet wird auf frühe Reifezeit der Früchte, weil die ersten Kastanien am Markt die höchsten Preise erzielen. Frühreifende Sorten sind aber tendenziell schlechter haltbar. Sehr frühreife Sorten (vor Mitte September) sind Ecker 1 und Ecker 2. Späte Sorten reifen erst im Oktober.
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